Arthrose verstehen: Symptome und Ursachen von Gelenkverschleiß
Als Arthrose wird eine degenerative Erkrankung bezeichnet, die mit Symptomen wie Schmerzen und Steifigkeit der Gelenke einhergeht. Zu den Ursachen der Arthrose werden altersbedingte Gewebsveränderungen, die sich vornehmlich durch einen voranschreitenden Knorpelabrieb bemerkbar machen, gezählt.
Die Therapie der Gelenkerkrankung richtet sich vorrangig nach den Beschwerden, wobei Bewegungsübungen einem weiteren Knorpelabrieb entgegenwirken und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können.
Arthrose: Übersicht
- Definition: Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch einen fortschreitenden und schmerzhaften Knorpelabrieb gekennzeichnet ist. Die Erkrankung verläuft chronisch mit entzündlichen Schüben.
- Formen: Primäre und sekundäre Arthrose
- Häufigkeit: Die Arthrose zählt zu den häufigsten Gelenkerkrankungen. So sind ab 65 Jahren ca. 48 Prozent der Frauen und ca. 31 Prozent der Männer von einer Arthrose betroffen.1
- Symptome: Gelenkschmerzen und -steifigkeit, Bewegungseinschränkungen, Funktionsstörungen, Schmerzen bei Belastung, Anlaufschmerzen, Verlust der Lebensqualität. Bei akuter Entzündung Rötung, Überwärmung, Schwellung des Gelenkes und weitere Symptome.
- Ursachen und Risikofaktoren: Altersbedingte und/ oder genetisch bedingte Veränderungen vorrangig des Gelenkknorpels. Zu den Risikofaktoren zählen ein zunehmendes Alter, weibliches Geschlecht, Übergewicht, Verletzungen sowie entzündliche Grunderkrankungen der Gelenke.
- Behandlung und Verlauf: Konservative und medikamentöse Behandlung, physikalische Maßnahmen, Physio- und Ergotherapie, Gelenkversteifung oder Gelenkersatz. Die Gelenkerkrankung ist nicht heilbar, dennoch kann der Erkrankung mit geeigneten Maßnahmen entgegengewirkt werden.
Arthrose: Definition
Die Arthrose ist eine chronisch fortschreitende Gelenkerkrankung, die mit einer degenerativen Schädigung des Gelenkknorpels einhergeht. Diese führt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der betroffenen Gelenke.
Im weiteren Verlauf können angrenzende Strukturen, wie zum Beispiel Knochen oder Muskeln, in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Arthrose kann prinzipiell alle Gelenke betreffen.
Ursachen der Arthrose
Die altersbedingte Abnutzung und Rückbildung des körpereigenen Gewebes führt langfristig zu einem irreparablen Knorpelschaden, der mit den charakteristischen Beschwerden der Arthrose einhergeht.
Auch wird eine erblich bedingte Veranlagung vermutet, die die Entstehung der Erkrankung begünstigt. So haben Forscher insgesamt 64 Veränderungen feststellen können, die mit einer Arthrose in Verbindung gebracht werden.2
Degenerative Erkrankung und Hormonelle Veränderungen
Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Erkrankung, die allgemein als Verschleißerkrankung bezeichnet wird. Zu einer Unterversorgung des Knorpels kann es auch durch hormonelle Veränderungen oder eine langanhaltende Fehlbelastung kommen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Zudem kann mangelnde Bewegung eine Arthrose fördern.
Übergewicht und Stoffwechselveränderungen
Übergewicht wirkt sich ebenfalls negativ aus. Bei Adipositas lastet nicht nur das Körpergewicht auf den Gelenken, auch ist der Stoffwechsel verändert. Das Fettgewebe bildet Botenstoffe, die die Entzündung fördern und den Abbau von Knorpelgewebe beschleunigen.3
Fehlsteuerung der Knorpelzellen und Verletzungen
Neuere Untersuchungen zeigen das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so ist auch eine Fehlsteuerung der Knorpelzellen (Chondrozyten) für den Abbau der Knorpelmasse im Gelenk verantwortlich.3 Weiterhin werden erworbene, beispielsweise Sportverletzungen, die den Knorpel und umliegende Bänder schädigen, oder angeborene Fehlstellungen – etwa durch Rheuma, zu den Ursachen gezählt.
Mit der Bildung von Knochenneubildungen (Osteophyten) versucht der Körper, die Gelenkflächen zu entlasten und die Reibung durch den fehlenden Knorpel auszugleichen. Bei der aktivierten Arthrose kommt es aufgrund der Entzündungsreaktion ebenfalls zu Abbauvorgängen, die zu einer Zerstörung des Knorpels führen.
Weiterhin konnte ein Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Auftreten einer Arthrose festgestellt werden. Vermutet wird, dass die entzündlichen Prozesse eine Rolle spielen, weitere Forschungen auf diesem Gebiet sind notwendig.4
Stoffwechselerkrankungen und Diabetes mellitus
Bestimmte Stoffwechselerkrankungen können das Voranschreiten der degenerativen Gelenkerkrankung begünstigen. So leiden Menschen mit Diabetes mellitus sehr häufig an Gelenkverschleiß. Ihr Risiko, eine Arthrose zu entwickeln ist etwa doppelt so hoch.
Forscher gehen davon aus, dass Diabetiker einen Mangel an bestimmten, entzündungshemmenden Stoffen, sogenannte Interleukine, aufweisen. Diese haben normalerweise die Aufgabe, Entzündungen im Körper zu unterdrücken. Fehlt dieser Schutzmechanismus, kann der Knorpelabrieb ungehindert vorangehen.5
Antibiotika und Gelenkbeschwerden
Des Weiteren wurde die Einnahme bestimmter Breitbandantibiotika (Fluorchinolone) mit dem Auftreten von schweren Gelenkbeschwerden in Verbindung gebracht. Vorrangig sind in diesem Fall der Bewegungsapparat und das Nervensystem von den sehr seltenen Nebenwirkungen betroffen.
Fluorchinolonhaltige Antibiotika können bei bestimmten Infektionen lebensrettend sein. Da die beschriebenen Nebenwirkungen lang anhaltend, die Lebensqualität einschränkend und möglicherweise irreversibel sind, erfolgt ihre Verschreibung nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Bewertung.6
Schonhaltung und Bewegungsmangel unbedingt vermeiden
Ein wichtiger Punkt ist, dass eine schmerzbedingte Schonhaltung und ein daraus resultierender Bewegungsmangel das Fortschreiten der Arthrose fördern können. Daher werden schmerzstillende Maßnahmen empfohlen, die eine Bewegungstherapie dennoch ermöglichen. Denn diese wirkt sich positiv auf die Gelenkflüssigkeit, die Synovia, aus.
Was ist Synovia?
Die Synovia dient als Gelenkschmiere, gleichzeitig ist sie für die Ernährung des Gelenkknorpels zuständig. Ihre Konsistenz passt sich der jeweiligen Situation an. Bei Bewegung wird sie flüssiger und versorgt den Knorpel mit Nährstoffen, während sie bei Entlastung für den Abtransport von Abbauprodukten sorgt. Knorpel und Gelenkschmiere fungieren dabei als eine Art Stoßdämpfer und sind für einen reibungslosen Ablauf zuständig.
Wird dieser durch eine Schonhaltung und mangelnde Bewegung gestört, schreitet das Aufrauen der Knorpeloberfläche ungehindert voran, der weitere Abrieb des Knorpels wird gefördert. Im Verlauf der Arthrose verändert sich die Konsistenz der Gelenkflüssigkeit ebenfalls, die Synovia wird zunehmend wässrig und ihre schützende Schmierfunktion nimmt ab.
Bewegungseinschränkungen begünstigen das Fortschreiten der Arthrose und können zusätzlich Veränderungen auf zuvor gesunde Knorpel- und Knochenstrukturen nach sich ziehen.
Was verursacht die Arthrose?
Überblick der Ursachen und Risikofaktoren für den Knorpelabrieb:
- Altersbedingte Gewebsveränderungen führen zu einem irreparablen Knorpelschaden
- Eine genetische Veranlagung und hormonelle Veränderungen
- Fehlsteuerung von Knorpelzellen und Abbau von Knorpelmasse
- Übergewicht, Schonhaltung und Bewegungsmangel
- Zu starke und einseitige Fehlbelastungen
- Erworbene Verletzungen (zum Beispiel Sportverletzungen)
- Angeborene Fehlstellungen (etwa durch Rheuma bedingt)
- Entzündungsreaktionen infolge von Systemerkrankungen (Sarkoidose) oder Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise die Gicht oder Diabetes mellitus
- Beschwerden des Bewegungsapparates infolge fluorchinolonhaltiger Antibiotika
Welche Gelenke sind am häufigsten von Arthrose betroffen?
Arthrose kann alle Gelenke des Körpers befallen. Doch besonders häufig sind das Kniegelenk (Gonarthrose) und das Hüftgelenk (Coxarthrose) sowie die Wirbelsäule (Spondylarthrose) von einer Arthrose betroffen. Auch die Hand- und Fingergelenke werden häufig in Mitleidenschaft gezogen.
Primäre und sekundäre Arthrose
Unter einer primären Arthrose versteht man weitläufig den Gelenkverschleiß, der durch mehrere Faktoren, wie altersbedingte und hormonelle Veränderungen, Übergewicht und Bewegungsmangel, entsteht. Die primäre Arthrose ist nicht auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen.
Im Vergleich dazu steht die sekundäre Arthrose im direkten Zusammenhang mit der zugrundeliegenden Ursache. Häufig sind dies anatomische Fehlstellungen, schlecht verheilte Sportverletzungen oder Grunderkrankungen, die sich negativ auf die Gelenke auswirken.
Symptome der Arthrose erkennen
Zu den Symptomen der degenerativen Gelenkerkrankung gehören Gelenkschmerzen und -steifigkeit, Bewegungseinschränkungen, Funktionsstörungen, eine Abnahme der Beweglichkeit, Schmerzen bei Belastung sowie Verlust der Lebensqualität.
Die meist langsam entstehenden Krankheitszeichen treten zu Beginn oftmals nur bei Bewegung (Anlaufschmerzen) auf, später sind sie auch im Ruhezustand vorhanden. Überwärmung und Schwellung des Gelenkes machen sich meist bei einem akuten Arthroseschub (Entzündungsschub) bemerkbar. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu sichtbaren Gelenkfehlbildungen kommen.
Symptome der Hüftarthrose
Die Hüftarthrose ist durch Schmerzen, Steifheit und Schwierigkeiten bei der Bewegung der Hüfte gekennzeichnet. So können Schwierigkeiten beim Anziehen oder Hinken und Einknicken beim Laufen auf eine Hüftarthrose (Coxarthrose) hinweisen. Hier sind zusätzlich oft Knack- und Reibegeräusche hörbar, die durch das Aufeinanderreiben der Knochen entstehen. Arthrose-Schmerzen sind in der Regel auf das betroffene Gelenk begrenzt. Bei der Hüftarthrose können sie jedoch bis in das Gesäß oder ins Bein ausstrahlen.
Zu den Symptomen der Coxarthrose zählen:
- Schmerzen im Hüftgelenk, insbesondere wenn das betroffene Bein bewegt oder belastet wird
- Steifheit und Schwierigkeiten bei der Bewegung der Hüfte, insbesondere beim Beugen oder Drehen
- Ein Gefühl der Instabilität oder Schwäche im Hüftgelenk
- Eingeschränkter Bewegungsumfang in der Hüfte
- Muskelschwund oder -schwäche im betroffenen Bein
Symptome der Kniearthrose
Zu den häufigsten Symptomen der Kniearthrose gehören Steifheit und Schwierigkeiten bei der Bewegung des Kniegelenks, insbesondere nach Zeiten der Inaktivität. Weitere Symptome können Schwellungen, Druckempfindlichkeit und knarrende oder knirschende Geräusche sein, wenn das Gelenk bewegt wird. In schweren Fällen kann die Kniearthrose (Gonarthrose) zu einer Verformung des Kniegelenks und zu Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen führen. Ist die Arthrose schon weiter vorangeschritten, kann es zu wiederkehrenden Ergussbildungen des Kniegelenkes kommen.
Eine Gonarthrose tritt in der Regel erst nach dem 50. Lebensjahr auf. Oft sind beide Gelenke betroffen.7
Lokalisation der Kniearthrose
Die Kniearthrose wird anhand ihrer Lokalisation konkretisiert. Eine Kniearthrose im inneren Knieabschnitt wird als mediale Gonarthrose, im äußeren Knieabschnitt als laterale Gonarthrose bezeichnet. Die mediale Gonarthrose ist die häufigste Form, auch tritt die Kniearthrose in der Regel beidseitig auf. Ist der Bereich hinter der Kniescheibe (Patella) betroffen, sprechen Mediziner von einer Retropatellararthrose. Bei einer Pangonarthrose sind alle Bereiche des Kniegelenkes betroffen.
Symptome der Hand- und Fingergelenkarthrose
Nutzt sich der glatte Knorpel in den Gelenken der Hand und der Finger ab, kann dies zu Schmerzen, Steifheit und einer eingeschränkten Beweglichkeit führen. Zu den Symptomen können Schwellungen, Druckempfindlichkeit und die Bildung von Knochenspornen, sichtbar durch Knötchen und Verdickungen an den Fingergelenken, gehören. In schweren Fällen kann sich das Gelenk verformen, was zu Schwierigkeiten bei der Ausführung alltäglicher Aufgaben führt.
Auch der Verschleiß des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose) kann zu einer verminderten Kraft und so zu Problemen beim Greifen von Gegenständen oder dem Schreiben führen.
Die Symptome der Arthrose im Überblick
- Dumpfe oder stechende Gelenkschmerzen
- Steifigkeit der Gelenke
- Funktionsstörungen
- Abnahme der Beweglichkeit
- Kraftlosigkeit
- Arthrose-Schmerzen bei Belastung (Anlaufschmerzen), später auch in Ruhe
- Knack- und Reibegeräusche
- Überwärmung und Schwellung der betroffenen Gelenke
- Gelenkfehlbildungen, Knötchen und Verdickungen
Wichtigste Unterschiede zur Arthritis
Die Beschwerden bei einer Arthritis können denen einer vorübergehenden Entzündung des Gelenkes bei aktivierter Arthrose ähneln, auch können sich beide Formen gegenseitig begünstigen. Für eine schnelle und effektive Behandlung ist eine klare Unterscheidung jedoch wichtig.
Bei der Arthritis handelt es sich um eine Gelenkentzündung, ausgelöst beispielsweise durch eine Infektion. Diese führt in der Regel zu Dauerschmerzen und anhaltenden Entzündungszeichen wie geschwollene, gerötete und überwärmte Gelenke. Die Therapie unterscheidet sich ebenfalls und richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache der Arthritis.
Arthrose – wie wird die Diagnose gestellt?
Im Vordergrund der Behandlung der Gelenkarthrose steht immer die Anamnese des Patienten. Das bedeutet, dass die persönlichen Beschwerden des Patienten im Vordergrund stehen und eine geeignete Therapie gemeinsam mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden sollte. Denn trotz nachgewiesener Befunde mittels Röntgenbildes hatte nur ein Teil der Patienten Schmerzen oder Funktionseinschränkungen.7
Untersuchungsmethoden und Klassifikationen: Ein Überblick
Neben einer ausführlichen Anamnese und Beweglichkeitsprüfung wird häufig auch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Zur genaueren Beurteilung werden unterschiedliche Stufen der Arthrose unterschieden. Zu den gängigsten Einordnungen zählen die ICRS (International Cartilage Research Society) Klassifikation von Knorpelschäden und die vier Stadien nach Kellgren und Lawrence.
Zur Beurteilung des Gelenkknorpels wird die ICRS Klassifikation herangezogen, diese erfolgt in der Regel durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie). Die Gradeinteilung nach Kellgren und Lawrence erfolgt mittels Röntgenaufnahme.7
Arthrose und ihre Stadieneinteilung
ICRS Klassifikation von Knorpelschäden in Erweiterung der 4-stufigen Outerbridge-Klassifikation. Anhand dieser Klassifikation wird die Tiefe des Knorpelschadens weiter eingeteilt. Auf Basis der Ursache und Ausmaß des Schadens sowie vorrangig der Beschwerden des Patienten, wird eine individuelle Behandlungsempfehlung festgelegt.
Radiologische Klassifikation der Kniearthrose nach Kellgren und Lawrence:
- Stadium 1: Geringe Verdichtung des Knochengewebes unter der Knorpelschicht, keine Knochenneubildungen, keine Gelenkspaltverschmälerung
- Stadium 2: Angedeutete Unregelmäßigkeit der Gelenkfläche, beginnende Knochenneubildungen, geringe Gelenkspaltverschmälerung
- Stadium 3: Deutliche Unregelmäßigkeit der Gelenkfläche, ausgeprägte Knochenneubildungen, Gelenkspaltverschmälerung
- Stadium 4: Ausgeprägte Gelenkspaltverschmälerung bis zur vollständigen Gelenkzerstörung, Ausbreitung auf umliegende Strukturen
Kann Arthrose wieder verschwinden?
Die Arthrose ist nicht heilbar. Dennoch lässt sich der Krankheitsverlauf in einer gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient mit individuell abgestimmten Maßnahmen positiv beeinflussen.
Was ist das Ziel der Arthrosetherapie?
Ziel einer jeden Arthrosetherapie ist die Linderung der Schmerzen und der Erhalt der Bewegungsfähigkeit. Auch soll das Voranschreiten des Knorpelabriebs aufgehalten/ bzw. verlangsamt werden und zum Erhalt der Lebensqualität beitragen.
Wie kann die Arthrose behandelt werden?
Aufgrund der Vielzahl an Therapieempfehlungen kann die Auswahl geeigneter Behandlungsmaßnahmen eine Herausforderung darstellen, sowohl für den Patienten als auch für den behandelnden Arzt. In den aktuellen Leitlinien werden daher Handlungsempfehlungen zur Diagnostik und Behandlung zum jeweiligen Krankheitsbild zusammengefasst.
In Deutschland werden diese durch die Arbeitsgemeinschaft der medizinisch wissenschaftlichen Fachgesellschaften (AWMF) koordiniert. Diese orientieren sich nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und werden regelmäßig überprüft. Um den Patienten bestmöglich zu versorgen, dienen sie als Orientierungshilfe, wobei die Behandlung immer individuell festgelegt werden sollte.
Konservative Therapie der Gelenkarthrose
Regelmäßige Bewegungsübungen können erwiesenermaßen die Beschwerden der Arthrose lindern. Ausdauertraining und insbesondere Krafttraining haben sich in der konservativen Therapie bewährt. Um einen Effekt zu spüren, werden drei Trainingseinheiten pro Woche empfohlen. Ältere Patienten profitieren von der Bewegungstherapie hinsichtlich körperlicher Wahrnehmung und Leistungsfähigkeit, Stürzen kann auf diese Weise vorgebeugt werden. Mit einer konservativen Therapie lassen sich nicht nur die Symptome lindern, auch das Fortschreiten der Arthrose kann verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden.
Abgestimmte Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitsübungen gehen in vielen Fällen mit einer Schmerzreduktion und einer Verbesserung der Funktion der Gelenke einher. Zusätzlich ist die Gewichtsreduktion ein wesentlicher Punkt, so beeinflusst sie im hohen Maße den Erfolg der konservativen Maßnahmen. Beratungsangebote und Ernährungstherapien können zur Unterstützung hilfreich sein und Betroffene bei der Gewichtsreduktion begleiten.
Ergo- und Physiotherapie bei Arthrose
Mit fachkundigen Übungen können umliegende Muskeln und Sehnen gekräftigt und der Gelenkstoffwechsel aktiviert werden. Zu den gelenkschonenden Aktivitäten gehören zum Beispiel Radfahren, Wandern oder Schwimmen.
Mit Hilfe orthopädischer Einlagen, Orthesen oder Bandagen können betroffene Gelenke entlastet werden und zum Erhalt der Beweglichkeit und Schmerzlinderung beitragen. Auch Gehilfen oder spezielle Greif- und Öffnungshilfen können den Alltag erleichtern.
Medikamentöse Behandlung der Arthrose7,9,10
Äußerlich aufzutragende Arzneimittel mit den Wirkstoffen Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen kommen bei Arthrose-Schmerzen zum Einsatz, sie gehören zur Gruppe der NRSA (Nichtsteroidale Antirheumatika). Sie sind besser geeignet als reine Analgetika wie Paracetamol. Paracetamol wird nicht empfohlen, da eine bedeutsame schmerzstillende Wirkung bei der Hüft- und Kniearthrose nicht bestätigt werden konnte.
NSAR wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Neben den schmerzstillenden Eigenschaften macht man sich insbesondere die entzündungshemmende Wirkung in der Arthrosetherapie zunutze. Sie sind u. a. als Cremes, Salben oder Sprays sowie in Tablettenform verfügbar. Äußerlich aufzutragende Arzneimittel sind mit deutlich weniger Nebenwirkungen behaftet als die orale Einnahme. Ist eine Tabletteneinnahme dennoch notwendig, so sollte zusätzlich ein Magenschutz eingenommen werden.
Klinische Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit in Bezug auf Schmerzlinderung und Verbesserung der Funktion äußerlich aufzutragender NSAR bei Kniearthrose. Dabei sollten sie möglichst kurzzeitig, aber bis zum Rückgang der Entzündungssymptome (Schmerz, Schwellung, Erwärmung) angewendet werden.
Knieersatz bei Gonarthrose hinauszögern
Operative Maßnahmen werden erst dann empfohlen, wenn konservative Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind und Schmerzfreiheit und Beweglichkeit nicht mehr erreicht werden. Demnach wurde im aktuellen Gesundheitsreport der DAK festgehalten, dass eine verbesserte Gesundheitsversorgung die Operation (Arthrodese) rund 7 Jahre hinauszögern und bei bis zu elfeinhalb Prozent der Betroffenen ein Knieersatz verhindert werden könnte. Zudem erhielt knapp die Hälfte der Patienten in den fünf Jahren vor der Operation nicht die empfohlene Physiotherapie.8
Eine operative Therapieempfehlung sollte immer durch eine Zweitmeinung eines Facharztes bestätigt werden. Neben dem Stadium der Erkrankung fließen weitere Faktoren in die OP-Entscheidung mit ein. Dazu zählen beispielsweise das Alter und Begleiterkrankungen, aber auch der individuelle Leidensdruck sowie die persönliche Situation (Arbeit und soziales Umfeld) des Patienten. Nutzen und mögliche Risiken sollten mit ausreichend Zeit vor der geplanten Operation gemeinsam abgewogen werden.
Ob andere Behandlungsoptionen wie Spritzen mit Hyaluronsäure oder der Einsatz von Kortisoninjektionen angewendet werden können, muss im Einzelfall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Hyaluron kann eine Alternative darstellen, wenn beispielsweise die Behandlung mit NSAR nicht anschlägt. Zu den weiteren wirksamen Therapien zählen unter anderem die Stoßwellentherapie, Interferenzstrom oder Schlammpackungen. Auch die Akupunktur ist zur kurzzeitigen Schmerzlinderung geeignet.9
Arthrose – Therapieoptionen im Überblick
- Arzneimittel zur temporären Schmerzlinderung und Erhalt der Beweglichkeit
- Physio- und Ergotherapie
- Physikalische Maßnahmen
- Übergewicht abbauen
- Orthopädische Hilfsmittel
- Operative Verfahren werden erst empfohlen, wenn keine anderen Maßnahmen mehr greifen
Was sollte man bei Arthrose nicht tun?
Bei einem akuten Arthroseschub, der durch Entzündungszeichen wie Schmerzen und Überwärmung des Gelenkes gekennzeichnet ist, sollten Wärmeanwendungen vermieden werden. Diese können den Entzündungsprozess zusätzlich fördern. Hier sind Kälteanwendungen, beispielsweise mittels Kühlpacks empfehlenswert.
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Arthrose effektiv vorbeugen
Um das Voranschreiten der Gelenkerkrankung hinauszuzögern, sollten folgende Empfehlungen bestmöglich in den Alltag integriert werden:
- Halten Sie ein gesundes Gewicht: Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich, so dass ein gesundes Gewicht (BMI unter 25) helfen kann, Arthrose zu verhindern. Eine gesunde Lebensweise, eine antientzündliche Ernährungsform sowie der Verzicht auf Nikotin können zur Gesunderhaltung beitragen.
- Treiben Sie regelmäßig Sport: Aktivitäten mit geringer Belastung wie Schwimmen, Radfahren und Yoga können dazu beitragen, die Muskeln um die Gelenke zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Vermeiden Sie anstrengende Aktivitäten: Aktivitäten, bei denen die Gelenke stark belastet werden, wie z. B. Laufen oder Springen, sollten vermieden werden, um eine weitere Abnutzung des Knorpels zu verhindern.
- Wenden Sie die richtige Technik an: Wenn Sie beim Heben schwerer Gegenstände oder bei sportlichen Aktivitäten die richtige Technik anwenden, können Sie Gelenkbelastungen vermeiden und das Arthroserisiko verringern.
- Verwendung von Hilfsmitteln: Die Verwendung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen kann dazu beitragen, die Belastung der Gelenke zu verringern und Arthrose zu verhindern.
- Wenn Sie medizinische Empfehlungen befolgen, können Sie dazu beitragen, den Ausbruch von Arthrose zu verhindern oder zu verzögern und gesunde, schmerzfreie Gelenke zu erhalten.
Stand 01.2022
Weitere Ursachen
Rheuma
Eine Rheumatoide Arthritis (umgangssprachlich Rheuma) löst Gelenkentzündungen aus. Gelenkschmerzen und morgendliche Gelenksteifigkeit sind die häufigsten Symptome. Ursache ist oft eine genetische Veranlagung.
Gicht
Gicht entsteht, wenn der Harnsäurespiegel im Blut zu hoch ist und Harnsäure in kleinen Kristallen ausfällt. Diese lagern sich unter anderem in den Gelenken ab und verursachen sehr schmerzhafte Entzündungen.
Arthrose
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch einen fortschreitenden und schmerzhaften Knorpelabrieb gekennzeichnet ist. Die Erkrankung verläuft chronisch mit entzündlichen Schüben.
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