Beschreibung
Methotrexat, kurz MTX, gehört zur Gruppe der sogenannten Folsäure-Antagonisten. Der Wirkstoff wurde in den 1950er-Jahren als Krebsmedikament (Zytostatikum) eingeführt und war ursprünglich zur Behandlung von bösartigen Tumoren gedacht.
Aufgrund seiner hemmenden Wirkung auf das Immunsystem wurde MTX später auch zur Therapie von Erkrankungen eingesetzt, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen so bekämpft, als seien sie gefährliche Krankheitserreger. Zu diesen sogenannten Autoimmunkrankheiten gehören auch viele rheumatische und weitere chronisch-entzündliche Erkrankungen.
Methotrexat zählt heute zu den am häufigsten eingesetzten Basismedikamenten (engl. „Disease Modifying Antirheumatic Drugs“, kurz DMARDs) bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Es ist verschreibungspflichtig und darf nur unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle angewendet werden.
Wirkweise
Methotrexat hemmt ein Enzym namens Dihydrofolatreduktase, das für die Zellteilung und DNA-Synthese wichtig ist. Dadurch wird die Vermehrung von Zellen gebremst, – insbesondere das Wachstum von schnell wachsenden Tumorzellen und überaktiven Immunzellen bei Autoimmunerkrankungen.
In niedriger Dosierung wirkt Methotrexat entzündungshemmend und immunsuppressiv. Es unterdrückt fehlgeleitete Abwehrreaktionen des Immunsystems und hilft so, Entzündungen langfristig zu kontrollieren.
Anwendungsgebiete
Methotrexat wird bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, die mit einer überschießenden Zellteilung oder einer fehlgeleiteten Immunreaktion einhergehen. Dazu zählen:
- Rheumatoide Arthritis und juvenile idiopathische Arthritis
- Schuppenflechte (Psoriasis) mit Gelenkbeteiligung
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Off-Label-Use)
- Systemischer Lupus erythematodes
- Verschiedene Krebsarten, z. B. Leukämien, Lymphome oder Brustkrebs (in hoher Dosierung)
Wirkungseintritt und Wirkungsdauer
Die entzündungshemmende Wirkung von Methotrexat tritt nicht sofort ein. Die volle Wirkung entfaltet sich meist erst nach mehreren Wochen regelmäßiger Anwendung.
- Wirkungseintritt: Nach etwa 4 bis 6 Wochen bei Autoimmunerkrankungen
- Wirkdauer: Langfristige Wirkung bei kontinuierlicher Anwendung, meist 1× wöchentlich verabreicht
Geduld und regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um die Wirkung zu beurteilen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
Anwendung und Einnahme
Methotrexat wird meist einmal wöchentlich verabreicht, – entweder als Tablette oder Injektion. Die genaue Dosierung hängt von der Erkrankung und der individuellen Reaktion ab. Die Anwendung erfolgt unter ärztlicher Anleitung.
- Die Einnahme sollte immer am gleichen Wochentag erfolgen.
- Wichtig ist die zusätzliche Einnahme von Folsäure an anderen Tagen, um Nebenwirkungen zu verringern.
- Bei Übelkeit kann die Umstellung von Tabletten auf Spritzen sinnvoll sein.
- Während der Therapie sind regelmäßige Blutuntersuchungen (z. B. Leberwerte, Blutbild) vorgeschrieben.
Nebenwirkungen
Wie bei allen immunsuppressiven Arzneimitteln kann es auch bei Methotrexat zu unerwünschten Wirkungen kommen. Häufig sind diese dosisabhängig und lassen sich durch engmaschige ärztliche Überwachung begrenzen.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen:
- Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Erhöhte Leberwerte
- Entzündungen der Mundschleimhaut
Seltener, aber schwerwiegender können folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Leber- oder Lungenentzündungen
- Störungen im Blutbild (z. B. Blutarmut, Infektanfälligkeit)
- Haarausfall (selten bei niedrig dosierter Anwendung)
- Hautausschläge oder allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Methotrexat kann mit einer Vielzahl anderer Medikamente in Wechselwirkung treten. Besonders bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Immunsuppressiva oder bei eingeschränkter Nierenfunktion muss besonders aufgepasst werden.
Wichtige Wechselwirkungen bestehen insbesondere mit:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Ibuprofen): Können die MTX-Konzentration im Blut erhöhen
- Antibiotika (z. B. Cotrimoxazol): Erhöhtes Risiko für Blutbildveränderungen
- Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol): Verlangsamte Ausscheidung von Methotrexat möglich
- Impfstoffe: Lebendimpfstoffe sollten unter MTX-Therapie nicht verabreicht werden
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
Methotrexat darf in bestimmten Situationen nicht angewendet werden. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt ist entscheidend.
Methotrexat darf nicht angewendet werden bei:
- Schweren Leber- oder Nierenschäden
- Bestehenden Infektionen
- Schwangerschaft oder Stillzeit
- Blutbildveränderungen (z. B. Leukopenie)
- Überempfindlichkeit gegen Methotrexat oder Bestandteile des Arzneimittels
Anwendung bei Kindern und Schwangerschaft
Methotrexat ist für bestimmte Erkrankungen auch bei Kindern zugelassen, muss jedoch sehr sorgfältig dosiert und überwacht werden. Während Schwangerschaft und Stillzeit ist MTX strikt kontraindiziert.
Kinder und Jugendliche:
Methotrexat wird u. a. bei juveniler idiopathischer Arthritis eingesetzt. Die Anwendung erfolgt gewichtsabhängig unter enger pädiatrischer Kontrolle.
Schwangere:
MTX ist fruchtschädigend und darf keinesfalls während der Schwangerschaft eingenommen werden. Bereits vor Therapiebeginn muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Frauen und Männer im zeugungsfähigen Alter müssen zuverlässige Verhütungsmaßnahmen treffen.
Stillzeit:
Methotrexat geht in die Muttermilch über und darf während des Stillens nicht angewendet werden.
Alkohol:
Alkoholkonsum kann die Leber zusätzlich belasten und sollte unter Methotrexat-Therapie möglichst vermieden werden. Schon geringe Mengen Alkohol können das Risiko für Leberschäden erhöhen.
Dosierung
Die Dosierung richtet sich nach dem Behandlungsziel und dem individuellen Gesundheitszustand. Bei entzündlichen Erkrankungen ist eine niedrige Wochendosis üblich (z. B. 7,5 bis 25 mg einmal wöchentlich).
- In der Krebstherapie kommen deutlich höhere Dosen zum Einsatz – teilweise über Infusionen.
- Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ist in jedem Fall erforderlich, auch zur Überwachung von Blutbild, Leber- und Nierenwerten.
- Eine zusätzliche Einnahme von Folsäure (meist 24–48 h nach MTX) ist Standard zur Minimierung von Nebenwirkungen.
Darreichungsformen
Methotrexat ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, abhängig vom Einsatzgebiet und der gewünschten Dosierung.
- Tabletten in unterschiedlichen Stärken (z. B. 2,5 mg, 10 mg)
- Fertigspritzen oder Autoinjektoren zur subkutanen Injektion
- Infusionslösungen (meist im onkologischen Bereich)
Die subkutane Injektion ist oft besser verträglich als Tabletten – insbesondere bei gastrointestinalen Nebenwirkungen.
Hinweise für besondere Risikogruppen
Bestimmte Personengruppen müssen bei der Einnahme von Methotrexat besonders sorgfältig überwacht werden. Dazu zählen:
- Ältere Menschen: Höheres Risiko für Nebenwirkungen – regelmäßige Kontrollen notwendig
- Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Gefahr der Akkumulation
- Menschen mit Alkoholabhängigkeit oder Lebererkrankungen: Erhöhtes Leberschädigungsrisiko
- Personen mit Infektionen oder geschwächtem Immunsystem: Gefahr der Verschlimmerung
In allen Fällen ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich.
Lagerung und Haltbarkeit
Methotrexat sollte trocken, lichtgeschützt und bei Raumtemperatur gelagert werden (meist unter 25 °C). Fertigspritzen sollten im Umkarton aufbewahrt werden, um sie vor Licht zu schützen. Das Medikament darf nicht nach Ablauf des Verfallsdatums verwendet werden.
Auswirkungen auf Verkehrstüchtigkeit & Maschinenbedienung
Methotrexat kann in Einzelfällen zu Schwindel, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen führen. Bei entsprechender Symptomatik sollte auf das Führen von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen verzichtet werden.
Beispiele für Fertigarzneimittel
- Lantarel®: Tabletten oder Injektionslösung – Standardpräparat zur wöchentlichen Anwendung bei rheumatischen Erkrankungen.
- Metex®: Fertigpens und Spritzen zur subkutanen Selbstinjektion – gut geeignet bei gastrointestinaler Unverträglichkeit.
- Metoject®: Injektionslösung mit unterschiedlichen Dosierungen – häufig in der Langzeitbehandlung rheumatischer Erkrankungen.
- Jylamvo®: Flüssige Methotrexat-Lösung für Patienten mit Schluckbeschwerden – orale Einnahme möglich.
- Methotrexat HEXAL®: Generikum mit verschiedenen Darreichungsformen – wirtschaftlich und therapeutisch gleichwertig.
Diese Informationen dienen als allgemeiner Überblick und ersetzen nicht die individuelle Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
Diese Wirkstoffe könnten Sie auch interessieren

Ibuprofen
Ibuprofen gehört zu den bekanntesten und meistgenutzten rezeptfreien Schmerzmitteln in Deutschland. Es wird häufig zur Linderung von Schmerzen (u. a. Arthrose und Rheumatoide Arthritis), zur Senkung von Fieber und zur Behandlung von Entzündungen eingesetzt.

Hydroxychloroquin
Hydroxychloroquin ist ein vielseitiger Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung und Vorbeugung von Malaria entwickelt wurde. Heute wird es vor allem bei entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis und systemischem Lupus erythematodes eingesetzt.

Diclofenac
Diclofenac ist ein schmerzlindernder und entzündungshemmender Wirkstoff aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Er wirkt ähnlich wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (Aspirin) und kann außer Schmerzen auch Fieber senken.