Beschreibung
Naproxen wurde in den 1970er-Jahren entwickelt und ist seither ein bewährtes Mittel zur Schmerzbehandlung. Es ist chemisch mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac verwandt und zeichnet sich durch eine vergleichsweise lange Wirkdauer aus.
In niedriger Dosierung ist Naproxen in Deutschland auch rezeptfrei in Apotheken erhältlich (z.B. zur kurzfristigen Behandlung von akuten Schmerzen), während höhere Dosierungen und Langzeitanwendungen ärztlich verordnet werden müssen.
Wirkweise
Naproxen wirkt, indem es bestimmte Botenstoffe im Körper hemmt, die für Schmerz und Entzündung verantwortlich sind. Konkret blockiert es das körpereigene ein Enzym (Cyclooxygenase (COX), welches an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt ist. Prostaglandine fördern Schmerzempfinden, Entzündungsreaktionen und Fieber.
Durch die Hemmung dieser Botenstoffe verringert Naproxen Schmerzsignale, reduziert Schwellungen und senkt erhöhte Körpertemperatur. Die schmerzstillende Wirkung tritt ein, weil weniger Schmerzsignale an das Gehirn weitergeleitet werden. Die entzündungshemmende Wirkung zeigt sich in einer Abnahme von Rötung, Schwellung und Wärme im betroffenen Gewebe.
Anwendungsgebiete
Naproxen wird zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt, insbesondere wenn diese durch Entzündungen mitbedingt sind. Typische Anwendungsgebiete sind:
- Gelenk- und Rückenschmerzen, beispielsweise bei Arthrose, rheumatoider Arthritis oder Sportverletzungen.
- Muskelschmerzen und Verspannungen.
- Kopfschmerzen und Zahnschmerzen.
- Menstruationsbeschwerden (Regelschmerzen).
- Postoperative Schmerzen und Schwellungen, etwa nach Zahnextraktionen oder kleineren operativen Eingriffen.
- Akute Entzündungen, zum Beispiel im Rahmen von Verstauchungen oder Sehnenentzündungen.
In vielen Fällen wird Naproxen auch bei Fieber oder grippalen Symptomen als Alternative zu anderen Schmerzmitteln verwendet, da es fiebersenkende Eigenschaften besitzt. Wichtig ist jedoch, dass Naproxen – wie alle Schmerzmittel – die Ursache der Schmerzen nicht beseitigt, sondern lediglich vorübergehend die Symptome lindert.
Wirkungseintritt und Wirkdauer
- Wirkungseintritt: in der Regel innerhalb von 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme ein. Die maximale Wirkung wird meist nach 1–2 Stunden erreicht.
- Wirkdauer: Naproxen zeichnet sich durch eine lange Wirkdauer aus: Eine einzelne Dosis kann etwa 8 bis 12 Stunden Linderung verschaffen.
Aus diesem Grund genügt oft eine Einnahme zweimal täglich (zum Beispiel morgens und abends), um anhaltende Schmerzkontrolle zu erreichen. Die genaue Wirkdauer kann individuell variieren und hängt unter anderem von der Dosis sowie der individuellen Reaktion des Körpers ab.
Anwendung und Einnahme
Naproxen wird meist in Tabletten- oder Kapselform eingenommen. Für eine sichere Anwendung sind folgende Hinweise zu beachten:
- Tabletten oder Kapseln unzerkaut mit ausreichend Wasser schlucken.
- Möglichst nach einer Mahlzeit einnehmen, um Magenbeschwerden zu vermeiden.
- Ärztliche Dosierungsempfehlungen oder Angaben der Packungsbeilage genau beachten.
- In der Selbstmedikation Naproxen nur kurzfristig (maximal 3–4 Tage) anwenden.
- Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden ärztliche Abklärung suchen.
- Grundsatz: so niedrig dosiert und kurz wie möglich, so hoch und lange wie nötig – stets nach ärztlichem Rat.
Nebenwirkungen
Wie jedes Medikament kann auch Naproxen Nebenwirkungen verursachen, die aber nicht jeden betreffen. Insgesamt wird es gut vertragen, dennoch sind einige mögliche Wirkungen zu beachten:
- Magen-Darm-Beschwerden: Häufig treten Übelkeit, Sodbrennen, Bauchschmerzen oder Durchfall auf. In seltenen Fällen können Schleimhautreizungen, Geschwüre oder Blutungen entstehen, besonders bei längerer Anwendung.
- Zentralnervöse Reaktionen: Gelegentlich kommt es zu Schwindel, Müdigkeit oder Kopfschmerzen, meist in milder Form.
- Allergische Reaktionen: Hautausschlag, Juckreiz oder Rötungen sind möglich. Schwere Reaktionen wie Atemnot oder Gesichtsschwellungen sind sehr selten, aber ernst.
- Nieren- und Leberfunktion: Selten können Wassereinlagerungen oder veränderte Leberwerte auftreten, besonders bei Langzeitanwendung.
- Herz-Kreislauf: Bei langfristiger hochdosierter Einnahme besteht ein geringfügig erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Treten starke Beschwerden wie heftige Magenschmerzen, blutiger Stuhl oder schwere allergische Reaktionen auf, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Wechselwirkungen
Naproxen kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen oder durch diese beeinflusst werden. Daher ist es wichtig, den Arzt oder Apotheker über alle eingenommenen Arzneimittel zu informieren. Zu den bekannten Wechselwirkungen zählen:
Wichtige Wechselwirkungen bestehen insbesondere mit:
- Andere Schmerzmittel (NSAR): Die gleichzeitige Einnahme mit Ibuprofen, Diclofenac oder hochdosierter Acetylsalicylsäure erhöht das Risiko von Nebenwirkungen und sollte vermieden werden.
- Blutverdünner: Wirkstoffe wie Warfarin oder Clopidogrel können das Blutungsrisiko in Kombination mit Naproxen erhöhen.
- Blutdrucksenker und Diuretika: Naproxen kann deren Wirkung abschwächen und die Nieren zusätzlich belasten.
- Kortison-Präparate: Kombiniert mit Naproxen steigt die Gefahr von Magen-Darm-Geschwüren.
- Antidepressiva (SSRIs): Wirkstoffe wie Sertralin oder Fluoxetin erhöhen gemeinsam mit Naproxen das Risiko für Magen-Darm-Blutungen.
- Methotrexat: Naproxen kann den Abbau dieses Rheumamittels verzögern und dessen Nebenwirkungen verstärken.
Gegenanzeigen
Unter bestimmten Umständen darf Naproxen nicht angewendet werden. Zu den wichtigsten sogenannten Gegenanzeigen (Kontraindikationen) gehören:
- Allergie/Überempfindlichkeit: Personen, die schon einmal eine allergische Reaktion (z.B. Asthmaanfall, Hautausschlag, Schwellungen) auf Naproxen, Acetylsalicylsäure oder andere NSAR gezeigt haben, dürfen Naproxen nicht einnehmen.
- Magen-Darm-Geschwüre oder -Blutungen: Bei aktiven Geschwüren im Magen oder Zwölffingerdarm, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder vorangegangenen schweren Magen-Darm-Blutungen ist Naproxen kontraindiziert, da es diese Zustände verschlechtern kann.
- Schwere Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen: Patienten mit schwerer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), stark eingeschränkter Leberfunktion oder schwerer Niereninsuffizienz sollten kein Naproxen einnehmen. In solchen Fällen wäre das Risiko von Komplikationen zu hoch.
- Letztes Schwangerschaftsdrittel: Im dritten Trimester der Schwangerschaft (ca. ab der 28. Schwangerschaftswoche) darf Naproxen nicht angewendet werden (siehe Abschnitt unten), da es zu schweren Beeinträchtigungen beim ungeborenen Kind kommen kann.
Neben diesen absoluten Gegenanzeigen gibt es noch relative, bei denen Naproxen nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt angewendet werden sollte (z.B. bei bestimmten Blutgerinnungsstörungen oder wenn gleichzeitig andere kritische Medikamente genommen werden). Im Zweifelsfall entscheidet der Arzt, ob Naproxen im individuellen Fall geeignet ist.
Anwendung bei Kindern und Schwangeren
Bei der Anwendung von Naproxen sind besondere Vorsichtsmaßnahmen in bestimmten Lebensphasen wie Kindheit, Schwangerschaft, Stillzeit sowie im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zu beachten
Kinder und Jugendliche:
- Naproxen wird für Kinder unter 12 Jahren in der Regel nicht empfohlen. Ärzte greifen bei dieser Altersgruppe meist auf bewährte Alternativen wie Ibuprofen oder Paracetamol zurück.
- Jugendliche ab etwa 12 Jahren (ca. 40 kg Körpergewicht) können Naproxen in angepasster Dosierung unter ärztlicher Aufsicht erhalten.
- Eltern sollten Naproxen nicht ohne ärztliche Anweisung an Kinder verabreichen.
Schwangere:
- In der Schwangerschaft sollte Naproxen nur bei dringendem Bedarf eingesetzt werden.
- Besonders im ersten und zweiten Trimester wird meist auf andere Mittel wie Ibuprofen (bis etwa zur 27. Woche) oder bevorzugt Paracetamol ausgewichen.
- Ab dem dritten Trimester ist Naproxen kontraindiziert, da es beim ungeborenen Kind schwerwiegende Kreislaufprobleme verursachen kann.
Stillzeit:
- Während der Stillzeit wird Naproxen nicht empfohlen, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und sich beim Säugling anreichern könnte.
- Bei Bedarf sind Paracetamol oder Ibuprofen die besser untersuchten und bevorzugten Alternativen.
- Naproxen darf nur ausnahmsweise und unter ärztlicher Kontrolle kurzzeitig eingesetzt werden.
Alkohol:
Unter Naproxen ist Vorsicht mit Alkohol geboten, da dieser die Magen-Darm-Verträglichkeit verschlechtern und Nebenwirkungen verstärken kann.
Zudem können Alkohol und Naproxen gemeinsam Schwindel und Benommenheit verstärken. Während der Behandlung sollte Alkohol möglichst gemieden oder stark eingeschränkt werden.
Dosierung
Die genaue Dosierung von Naproxen richtet sich nach Art und Schwere der Beschwerden sowie individuellen Faktoren und wird idealerweise vom Arzt festgelegt. Allgemein lassen sich folgende Richtwerte nennen:
Erwachsene:
- Übliche Anfangsdosis: 500 mg (z. B. 2 × 250 mg Tabletten).
- Nach 8–12 Stunden: bei Bedarf 250–500 mg zusätzlich.
- Maximale Tagesdosis: 1000–1250 mg, kurzfristig bis 1500 mg nur unter ärztlicher Aufsicht.
Jugendliche (ab etwa 12 Jahren):
- Dosierung nach Körpergewicht: 10–15 mg/kg, verteilt auf 2–3 Gaben täglich.
- Anwendung nur nach ärztlicher Anweisung.
Selbstmedikation:
- Frei verkäufliche Dosis: meist 200–250 mg pro Tablette.
- Maximal 2–3 Tabletten in 24 Stunden.
- Einnahme maximal 3–4 Tage ohne ärztliche Rücksprache.
- Packungsbeilage beachten; ärztliche Vorgaben haben Vorrang.
Darreichungsformen
Naproxen ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, vor allem zur Einnahme. Am gebräuchlichsten sind:
- Tabletten/Filmtabletten: Dies sind feste Tabletten, die Naproxen (häufig als Naproxen-Natrium, also Natriumsalz, für schnellere Aufnahme) enthalten. Sie werden mit Wasser geschluckt. Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken (z.B. 250 mg, 500 mg).
- Kapseln: Weiche oder harte Gelatinekapseln, die Naproxen enthalten, sind ebenfalls verfügbar, allerdings seltener als Tabletten.
- Brausegranulat/Beutel: Einige Präparate bieten Naproxen als Granulat oder Pulver in Beuteln an, das vor der Einnahme in Wasser aufgelöst wird. Dies kann die Aufnahme beschleunigen und ist für Personen geeignet, die ungern Tabletten schlucken.
- Kombinationspräparate: Wie bereits erwähnt, gibt es Medikamente, in denen Naproxen mit einem Magenschutzmittel (einem Protonenpumpenhemmer wie Esomeprazol) kombiniert ist, um bei längerer Einnahme Magenproblemen vorzubeugen (Beispiel: Vimovo®).
- Äußerliche Anwendung: Im Gegensatz zu Wirkstoffen wie Diclofenac ist Naproxen zur äußerlichen Anwendung (als Gel oder Creme) kaum verbreitet. Die Schmerzbehandlung mit Naproxen erfolgt überwiegend durch Einnahme.
Andere Formen wie Zäpfchen sind mit Naproxen eher unüblich. In der Apotheke erhältlich sind größtenteils die genannten Formen. Der Arzt oder Apotheker kann beraten, welche Darreichungsform im individuellen Fall am sinnvollsten ist.
Hinweise für besondere Risikogruppen
Einige Personengruppen müssen Naproxen besonders vorsichtig anwenden oder darauf verzichten, da das Nebenwirkungsrisiko erhöht ist:
- Ältere Menschen: Senioren (besonders über 65–70 Jahre) haben ein höheres Risiko für Magenblutungen und Nierenschäden. Sie sollten Naproxen nur in niedrigster wirksamer Dosis und unter ärztlicher Kontrolle einnehmen. Oft wird ein Magenschutz empfohlen.
- Personen mit Magen-Darm-Vorerkrankungen: Patienten mit Magengeschwüren, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder blutverdünnender Therapie dürfen Naproxen nur nach ärztlicher Anweisung verwenden, meist mit zusätzlichem Magenschutz.
- Patienten mit Nieren- oder Leberproblemen: Bei bestehenden Funktionsstörungen kann sich Naproxen im Körper anreichern. Eine Dosisanpassung oder ein anderes Schmerzmittel kann nötig sein. Bei schweren Störungen ist Naproxen kontraindiziert.
- Herz-Kreislauf-Patienten: Menschen mit Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwerem Bluthochdruck sollten Naproxen nur nach sorgfältiger Abwägung verwenden. Obwohl das Herzrisiko bei Naproxen etwas niedriger ist als bei anderen NSAR, ist Vorsicht geboten.
- Asthmatiker mit Analgetika-Intoleranz: Diese Patienten sollten Naproxen meiden, da es Asthmaanfälle auslösen kann. Die Schmerztherapie sollte ärztlich abgestimmt werden.
- Schwangere und Stillende: (Siehe oben – Anwendung nur in Ausnahmefällen erlaubt.)
Wichtig: Für alle Risikogruppen gilt: Naproxen nur nach ärztlicher Rücksprache und gegebenenfalls unter engmaschiger Überwachung einnehmen (z.B. Nierenwerte, Blutbild).
Lagerung und Haltbarkeit
Naproxen-haltige Medikamente sind in der Originalverpackung aufzubewahren, um sie vor Feuchtigkeit, Licht und extremen Temperaturen zu schützen. Eine Lagerung bei Raumtemperatur unter 25 °C wird empfohlen; Kühlschrank oder heiße Orte wie ein Auto sind ungeeignet. Das Arzneimittel sollte außerhalb der Reichweite von Kindern, idealerweise in einem verschlossenen Schrank, aufbewahrt werden.
Nach Ablauf des auf der Verpackung angegebenen Verfallsdatums darf Naproxen nicht mehr verwendet werden. Abgelaufene oder nicht mehr benötigte Arzneimittel sind über Apotheken oder zugelassene Sammelstellen und nicht über den Hausmüll oder die Toilette zu entsorgen, um die Umwelt zu schützen.
Auswirkungen auf Verkehrstüchtigkeit & Maschinenbedienung
Naproxen hat keine direkte dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Dennoch können unter der Einnahme Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen oder Müdigkeit auftreten. Besonders zu Beginn der Behandlung oder bei höheren Dosierungen sollte individuell geprüft werden, ob die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt ist.
Im Zweifelsfall sollte auf das Führen von Fahrzeugen und das Bedienen gefährlicher Maschinen verzichtet werden. Zusätzlich kann Alkohol die möglichen Beeinträchtigungen verstärken, weshalb während der Behandlung besondere Vorsicht geboten ist.
Beispiele für Fertigarzneimittel
Einige bekannte Handelsnamen bzw. Fertigarzneimittel, die den Wirkstoff Naproxen enthalten, sind:
- Dolormin für Frauen®: Speziell gegen Regelschmerzen, enthält Naproxen in rezeptfreier Dosierung.
- Aleve®: Ein frei verkäufliches Schmerzmittel mit Naproxen (als Naproxen-Natrium), geeignet zur Kurzzeitanwendung bei verschiedenen Schmerzen.
- Naproxen-ratiopharm®: Ein Generikum (Nachahmerpräparat) von Naproxen, meist in verschiedenen Dosierungen als Tablette erhältlich.
- Proxen®: Ein weiteres Naproxen-haltiges Schmerzmittel, das in Deutschland auf Rezept erhältlich ist.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Präparate und Generika, die Naproxen enthalten (oft erkennbar am Namen „Naproxen“ in Kombination mit dem Hersteller, z.B. Naproxen STADA, Naproxen AL usw.). Auch Kombinationspräparate wie Vimovo® (Naproxen + Magenschutz) sind auf dem Markt verfügbar.
Bei Unsicherheit, ob ein bestimmtes Medikament Naproxen enthält, hilft ein Blick in die Packungsbeilage oder die Rücksprache mit dem Apotheker.
Diese Informationen dienen als allgemeiner Überblick und ersetzen nicht die individuelle Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.