Beschreibung
Prednisolon gehört zu den synthetischen Glukokortikoiden und ist ein vielseitig einsetzbarer Wirkstoff, der das körpereigene Immunsystem moduliert. Es wurde entwickelt, um körpereigene Immunprozesse bei Entzündungen gezielt zu beeinflussen.
Der Wirkstoff wird häufig bei chronischen oder akuten entzündlichen Erkrankungen angewendet. Dabei kann er je nach Indikation in niedriger Dosierung über längere Zeit oder kurzzeitig in höheren Dosen eingesetzt werden. Prednisolon ist verschreibungspflichtig und unterliegt einer genauen ärztlichen Kontrolle, insbesondere bei Langzeittherapie.
Wirkweise
Prednisolon wirkt über verschiedene Mechanismen entzündungshemmend und immunsuppressiv. Es beeinflusst die Aktivität bestimmter Gene innerhalb der Körperzellen und hemmt die Produktion von Botenstoffen, die für Entzündungsprozesse und Immunreaktionen verantwortlich sind.
Zu diesen Botenstoffen gehören unter anderem Prostaglandine, Interleukine und Histamin. Durch die Hemmung dieser Botenstoffe reduziert Prednisolon Symptome wie Schwellung, Rötung, Juckreiz oder Schmerzen – unabhängig davon, ob die Ursache eine allergische Reaktion oder eine Autoimmunreaktion ist.
Anwendungsgebiete
Prednisolon wird bei einer Vielzahl von entzündlichen und immunologischen Erkrankungen eingesetzt. Die häufigsten Anwendungsbereiche umfassen:
- Entzündliche rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Polymyalgia rheumatica
- Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes
- Allergische Erkrankungen wie schweres Asthma oder anaphylaktischer Schock
- Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Schuppenflechte (Psoriasis)
- Multiple Sklerose, insbesondere zur Behandlung akuter Schübe
- Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
Wirkungseintritt und Wirkungsdauer
Prednisolon beginnt meist innerhalb weniger Stunden nach der Einnahme zu wirken. Besonders bei akuten Beschwerden, etwa bei einem allergischen Schock oder einem MS-Schub, ist der schnelle Wirkungseintritt von großer Bedeutung.
Die Wirkungsdauer hängt von der Dosierung, dem individuellen Stoffwechsel sowie der Anwendungsform ab. In der Regel hält die Wirkung zwischen 12 und 36 Stunden an. Bei Langzeiteinnahme wird der Wirkstoff gleichmäßig über den Tag verteilt eingenommen oder durch Retardpräparate abgedeckt.
Anwendung und Einnahme
Prednisolon ist in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich, z. B. als Tabletten, Tropfen oder Injektionslösung. Die Einnahme sollte immer genau nach ärztlicher Anweisung erfolgen.
In der Regel erfolgt die Einnahme morgens, da sie dem natürlichen Tagesrhythmus des Cortisols entspricht. Eine Einnahme während oder nach einer Mahlzeit kann helfen, Magenbeschwerden zu vermeiden. Besonders bei Langzeittherapie ist eine schrittweise Dosisreduktion („Ausschleichen“) nötig, um das Risiko eines Nebenwirkungs- oder Absetzeffekts zu minimieren.
Nebenwirkungen
Wie bei allen Glukokortikoiden sind auch bei Prednisolon Nebenwirkungen möglich. Diese treten in Abhängigkeit von Dosis und Anwendungsdauer unterschiedlich stark auf.
Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen:
- Gewichtszunahme durch Wasser- und Salzansammlungen
- Stimmungsschwankungen, Nervosität oder Schlafstörungen
- Erhöhte Infektanfälligkeit durch Immunsuppression
- Bluthochdruck und erhöhter Blutzuckerspiegel
Bei langfristiger Einnahme oder hohen Dosen können schwerwiegendere Nebenwirkungen auftreten:
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Diabetes mellitus
- Muskelabbau (Steroidmyopathie)
- Augenerkrankungen wie Grüner Star (
- Nebennierenrindeninsuffizienz bei abruptem Absetzen
Wechselwirkungen
Prednisolon kann mit zahlreichen Medikamenten wechselwirken. Deshalb ist es wichtig, den behandelnden Arzt über alle regelmäßig eingenommenen Medikamente zu informieren.
Besonders relevante Wechselwirkungen bestehen mit:
- Nichtsteroidalen Antirheumatika (z. B. Ibuprofen, Diclofenac): erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Blutungen
- Antidiabetika: Wirkung kann abgeschwächt oder verstärkt werden
- Blutverdünnern (z. B. Warfarin): Wirkungsverstärkung oder -abschwächung möglich
- Diuretika: verstärkter Kaliumverlust möglich
Auch bei Impfungen ist Vorsicht geboten. Während der Einnahme von Prednisolon sollte auf Lebendimpfstoffe verzichtet werden.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
Es gibt bestimmte Situationen, in denen Prednisolon nur unter strenger ärztlicher Kontrolle oder gar nicht eingesetzt werden sollte.
Dazu zählen:
- Unbehandelte systemische Infektionen (z. B. Tuberkulose, Pilzinfektionen)
- Schwere psychische Erkrankungen
- Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre
- Schwere Osteoporose
- Glaukom (Grüner Star)
Anwendung bei Kindern und Schwangerschaft
Die Anwendung bei besonderen Personengruppen erfordert eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt.
Kinder
Bei längerer Anwendung kann es zu Wachstumsverzögerungen kommen. Eine ärztliche Kontrolle ist zwingend erforderlich.
Schwangere
In begründeten Fällen kann Prednisolon eingesetzt werden, da es nur in geringer Menge die Plazenta passiert. Dennoch sollte die Einnahme stets mit einem Arzt abgestimmt werden.
Stillzeit
Prednisolon geht in geringer Konzentration in die Muttermilch über. Eine Anwendung ist meist möglich, insbesondere bei niedriger Dosierung.
Alkohol
Alkohol kann die Verträglichkeit von Prednisolon verschlechtern, insbesondere was Magen-Darm-Nebenwirkungen betrifft. Es wird empfohlen, während der Einnahme weitgehend auf Alkohol zu verzichten oder diesen nur in geringen Mengen zu konsumieren.
Dosierung
Die Dosierung von Prednisolon richtet sich stets nach Art und Schwere der Erkrankung sowie individuellen Faktoren wie Körpergewicht oder Alter.
Bei akuten Schüben können höhere Einmaldosen erforderlich sein (z. B. 100 mg oder mehr), während bei chronischen Erkrankungen oft eine Erhaltungsdosis von 5–15 mg täglich ausreichend ist. Eine langsame Reduktion („Ausschleichen“) ist insbesondere bei längerer Einnahme wichtig.
Darreichungsformen
Prednisolon ist in unterschiedlichen Darreichungsformen verfügbar. Dazu zählen:
- Tabletten in verschiedenen Stärken (z. B. 5 mg, 20 mg)
- Retardtabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung
- Injektionslösungen zur intravenösen oder intramuskulären Anwendung
- Tropfen oder Augentropfen für lokale Anwendungen
- Cremes und Salben bei Hauterkrankungen
Hinweise für besondere Risikogruppen
Einige Patientengruppen benötigen bei der Anwendung von Prednisolon besondere ärztliche Überwachung.
Dazu zählen:
- Ältere Menschen: erhöhtes Risiko für Osteoporose, Bluthochdruck oder Diabetes
- Menschen mit Herzerkrankungen oder Magenproblemen
- Patienten mit psychischen Vorerkrankungen
- Personen mit bestehenden Infektionen (z. B. Tuberkulose): Reaktivierung möglich
In diesen Fällen sollte die Therapie individuell angepasst und regelmäßig kontrolliert werden.
Lagerung und Haltbarkeit
Prednisolon sollte lichtgeschützt und trocken bei Raumtemperatur gelagert werden. Die Lagerung erfolgt idealerweise in der Originalverpackung, um die Stabilität des Wirkstoffs zu gewährleisten. Das Medikament darf nicht nach Ablauf des auf der Verpackung angegebenen Verfallsdatums verwendet werden.
Auswirkungen auf Verkehrstüchtigkeit & Maschinenbedienung
In der Regel beeinträchtigt Prednisolon die Reaktionsfähigkeit nicht. Bei hohen Dosen oder zu Therapiebeginn kann es jedoch zu Nebenwirkungen wie Schwindel oder Unruhe kommen. In solchen Fällen sollte auf das Führen von Fahrzeugen verzichtet werden.
Beispiele für Fertigarzneimittel
- Decortin®: Häufig verordnetes Prednisolon-Präparat in unterschiedlichen Dosierungen zur systemischen Behandlung entzündlicher Erkrankungen.
- Predni H Tablinen®: Filmtabletten mit gut steuerbarer Dosierung – für Kurz- und Langzeitanwendung geeignet.
- Solu-Decortin® H: Injektionspräparat zur intravenösen Anwendung bei schweren akuten Entzündungszuständen.
- Lodotra®: Retardtablette mit zeitverzögerter Freisetzung – besonders bei rheumatoider Arthritis zur morgendlichen Symptomkontrolle.
- Prednisolon-ratiopharm®: Generikum mit breitem Anwendungsspektrum – kostengünstige Alternative für die orale Dauertherapie.
Diese Informationen dienen als allgemeiner Überblick und ersetzen nicht die individuelle Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
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